Month: September 2018

Das Risiko einer Schlafapnoe

Schlafapnoe; Mehr als nur Schnarchen

Fast jeder Zweite der Über-65-Jährigen schnarcht, wodurch es sich um eine regelrechte Volkskrankheit handelt. Auch Kinder können in seltenen Fällen betroffen sein. Das einfache Schnarchen, welches sich durch laute Atemgeräusche im Schlaf kennzeichnet, kann zwar störend sein, ist in den meisten Fällen jedoch harmlos und bedarf keiner Behandlung. Anders sieht dies allerdings bei einem kleinen Prozentsatz der Bevölkerung aus, bei dem das Schnarchen Ausdruck eines obstruktiven Schlafapnoe-Syndroms ist. Hierbei erleiden die Betroffenen für eine kurze Zeit ein komplettes Aussetzen der Atmung.

Schlafapnoe – Was ist das?

Das Schlafapnoe-Syndrom zählt wie das herkömmliche Schnarchen zu den schlafbezogenen Atmungsstörungen. Der Begriff „Apnoe“ stammt aus dem Griechischen und bedeutet „ohne Atem“. Wie der Name also bereits sagt, sind immer wieder auftretende, nächtliche Atemaussetzer das Leitsymptom der Erkrankung. Gleichzeitig kommt es auch zum Schnarchen, welches sehr laut und unregelmäßig ist. Außerdem leiden die meisten Patienten an einer ausgeprägten Tagesmüdigkeit, weil sie durch die Aussetzer zwar meist nicht bewusst wach werden, doch ein erholsamer Schlaf verhindert wird. Wie viele Menschen in Deutschland am Schlafapnoe-Syndrom leiden, ist nicht genau bekannt, doch man schätzt, dass rund zwei bis vier Prozent der erwachsenen Bevölkerung betroffen sind.

Setzt die Atmung für einen vergleichsweise großen Zeitraum aus, wird dies als Apnoe bezeichnet. Dieser Atemstillstand kann beispielsweise bei Tauchern gewollt erfolgen, findet aber im medizinischen Bereich unter der Lähmung der Atmung weitere Verwendung. Eine rechtzeitige Diagnose ist äußerst wichtig, um Folgeerkrankungen und lebensbedrohliche Situationen zu vermeiden.

Es kommen verschiedene Ursachen in Frage

Die häufigste Form der Schlafapnoe ist das obstruktive Schlafapnoe-Syndrom (OSAS), bei welchem verengte oder verlegte Atemwege zu Grunde liegen. Wesentlich seltener ist die zentrale Form der Apnoe, die durch eine Störung im zentralen Nervensystem entsteht. Durch die Atemaussetzer erhält der Körper keinen Sauerstoff. Gleichzeitig steigt die Kohlendioxidkonzentration im Gewebe und Blut an. Dies ist gleichwohl der stärkste Atemantrieb des Menschen, woraufhin im Gehirn Alarm geschlagen wird und der Patient schließlich kräftig und hörbar nach Luft schnappt. So kann es zu zahlreichen Weckreaktionen kommen, die meist jedoch nur so kurz sind, dass sich der Betroffene am nächsten Morgen nicht mehr daran erinnert.

Es gibt zahlreiche Faktoren, welche begünstigend für ein obstruktives Schlafapnoe-Syndrom sind. Dazu zählen insbesondere Übergewicht und fortschreitendes Alter.  Männer sind häufiger betroffen als Frauen. Außerdem spielen Alkohol, Nikotin und Medikamente wie Betablocker und Schlafmittel eine Rolle. Eine große Zunge, vergrößerte Tonsillen oder Nasenpolypen können die Atemwege mechanisch einengen. Ursachen für eine zentrale Schlafapnoe können aber auch ein Schlaganfall oder eine Neuroborreliose sein.

Wie wird ein Schlafapnoe-Syndrom diagnostiziert?

Bei Verdacht auf ein Schlafapnoe-Syndrom sollte unbedingt ein HNO-Arzt aufgesucht werden. Dieser führt zunächst eine ausführliche Anamnese durch, am besten mit Hilfe einer dritten Person wie dem Partner, da die Atemaussetzer und das Schnarchen selbst oftmals nicht bemerkt werden. Es folgt eine körperliche Untersuchung, bei der das Augenmerk vor allem auf etwaige anatomische Auffälligkeiten im Nasen-Rachen-Bereich gerichtet ist. Auch eine Blutuntersuchung ist hilfreich, um die Verdachtsdiagnose zu bestätigen, denn bei länger bestehender Schlafapnoe tritt eine vermehrte Bildung roter Blutkörperchen ein. Zur Klarheit stiftenden Analyse eignet sich eine unkomplizierte Untersuchung des Schlafes mittels vom Schlafmediziner ausgeliehener Messgeräte. Diese wird vom Patienten zunächst in der vertrauten häuslichen Umgebung durchgeführt werden. Vor dem Schlafengehen legt sich der Betroffene nach Anleitung Messsonden an, die bestimmte Parameter wie den Puls, die Sauerstoffsättigung, Atembewegungen und die Schnarchgeräusche registrieren. Weiterführend ist der Gang in ein richtiges Schlaflabor jedoch unumgänglich. In der Regel dauern die Untersuchungen dort ein bis zwei Nächte. Mittels Polysomnographie können dort noch weitere und datailliertere Parameter erfasst werden, als es bei einer  Messung in den eigenen vier Wänden möglich ist.

Risiken und Folgen einer Schlafapnoe

Eine Schlafapnoe wird sehr wahrscheinlich die Gesundheit und somit das Berufs- und Privatleben der Betroffenen beeinflussen. Sie sollte deshalb unbedingt behandelt werden. Wer an einer ausgeprägten Tagesschläfrigkeit leidet, dessen Unfallwahrscheinlichkeit im Straßenverkehr ist stark erhöht (Problem Sekundenschlaf). Als Folge können weitere Gesundheitsstörungen wie unter anderem Bluthochdruck, Herzinsuffizienz oder Herzrhythmusstörungen auftreten. Auch ein Zusammenhang mit Lungenhochdruck, Diabetes Mellitus oder einer Niereninsuffizienz erscheint wahrscheinlich. Insgesamt erhöht eine Schlafapnoe also das Mortalitätsrisiko.

Behandlungsmöglichkeiten

Handelt es sich lediglich um eine leichte Schlafapnoe, so können bereits einfache Maßnahmen zu einer Verbesserung führen. Dazu gehören zum Beispiel Gewichtsreduktion bei Übergewicht sowie der Verzicht auf Nikotin und Alkohol vor dem Schlafengehen und die Einnahme von Schlaftabletten.
Da es sich empfiehlt, das Schlafen auf dem Rücken zu vermeiden, eignen sich manchmal Hilfsmittel, die dabei helfen, eine Rückenlage zu vermeiden. Es gibt sogar Geräte, welche einen Alarm aussenden, sobald sich der Patient auf den Rücken dreht.

Wenn diese Maßnahmen nicht helfen und die Schlafapnoe unverändert bestehen bleibt, sollte eine nächtliche, nicht-invasive Beatmung mittels einer speziellen Maske in Erwägung gezogen werden. Die sogenannte CPAP-Beatmung stellt derzeit die Standard-Behandlung bei einer mittel- bis hochgradigen, obstruktiven Schlafapnoe dar. Die Atemmaske ist an ein Gerät angeschlossen, welches den Patienten mit einem Überdruck beatmet und so verhindert, dass die Atemwege zusammenfallen. In den meisten Fällen wird die Maske nach kurzer Zeit gut toleriert. Wer damit jedoch nicht zurechtkommt, für den gibt es noch die Möglichkeit, sich beim Zahnarzt eine Schnarchschiene anpassen zu lassen. Die Therapie mit einer CPAP-Maske ist rein symptomatisch und behebt nicht die Ursache für eine Schlafapnoe.

In manchen Fällen kann auch ein chirurgisches Verfahren zur Anwendung kommen, zum Beispiel bei vergrößerten Mandeln oder Polypen oder Fehlbildungen des Kiefers. Dafür stehen verschiedene Verfahren zur Verfügung, von denen manche mehr, manche weniger, invasiv sind. Welches Verfahren das jeweils richtige ist, müssen Patient und Arzt gemeinsam besprechen und individuell festgelegen.

Körper in ständiger Alarmbereitschaft

Wenn der Schlaf durch die Atemaussetzer auch nicht immer unterbrochen wird, so schlägt der Körper sehr wohl Alarm. Ohne Atemluft wird dem Blut kein Sauerstoff zugeführt, das für die Versorgung sämtlicher Organe lebenswichtig ist. Ist die Sauerstoffzufuhr für längere Zeit unterbrochen, initiiert er das Luftholen. Das kann dazu führen, dass die Atmung nun im Gegenteil einem Hyperventilieren gleicht, da der Körper versucht, den Sauerstoffgehalt im Blut so schnell wie möglich zu erhöhen. Der Betroffene kann dadurch aufwachen, muss es aber nicht zwangsläufig. In jedem Fall beeinträchtigt die Schlafapnoe einen ruhigen und gesunden Schlaf, weshalb sie zu den Schlafstörungen gezählt wird.

Eine Folge, die sich unmittelbar nach vermehrten Vorfällen dieser Art abzeichnet, ist erhöhte Müdigkeit am Tag bis hin zum Sekundenschlaf. Das kann besonders in Situationen, in denen erhöhte Aufmerksamkeit gefragt ist, wie zum Beispiel beim Autofahren, verhängnisvoll werden. Gefährliche Langzeitfolgen sind chronischer Schlafmangel und Bluthochdruck. Das Risiko für Schlaganfälle und Herzinfarkte ist dadurch erhöht. Zudem können Herzrhythmusstörungen, Herzschwäche und Arteriosklerose auftreten, da die Schlafapnoe sich äußerst belastend auf Herz und Gefäße auswirkt.

Schnarchen bei obstruktiver Schlafapnoe

Die häufigste Form der Schlafapnoe ist die obstruktive. Dies bedeutet, dass die Ursachen mit einer Verengung der Atemwege zusammenhängen. Wegweisendes Symptom für die obstruktive Schlafapnoe ist das Schnarchen aufgrund dieser verengten Atemwege. Atemaussetzer können dann daran erkannt werden, dass auch das Schnarchen unregelmäßiger wird und abbricht. Seltener hingegen tritt die zentrale Schlafapnoe auf. Verantwortlich ist in diesem Fall das Atemzentrum im Gehirn, das zeitweise keine Impulse für die Atmung sendet. Erst wenn der Sauerstoffgehalt unter ein kritisches Level fällt, nimmt es seine Funktion wieder auf. Ursache kann hier ein vorangegangener Schlaganfall sein.

In 80 Prozent der Fälle von Schlafapnoe neigen die Betroffenen zu Übergewicht und Fettleibigkeit. Durch Fettablagerungen in den Atemwegen wird die Atmung behindert. Weitere Risikofaktoren, die Schlafapnoe begünstigen, sind vergrößerte Rachenmandeln und Zunge, Alkoholkonsum und Rauchen sowie eine Herzschwäche.

Werden diese Risiken vermieden und Fettleibigkeit abgebaut, kann die Schlafapnoe auf natürlichem Wege behandelt werden. Auch das Schlafen in Rückenlage begünstigt Atemaussetzer. Ansonsten werden Atemmasken eingesetzt, um die Versorgung mit Sauerstoff zu gewährleisten.

– Weitere Infos zur Schlafapnoe und gesundem Schlaf

Wenn Schnarchen die Nacht zur Belastung werden lässt

Extremes Schnarchen kann nicht nur die Gesundheit schädigen, sondern auch die Partnerschaft empfindlich belasten. Neben jedem Schnarcher, der in einer Beziehung lebt, liegt nachts oftmals der andere wach und findet keine Ruhe. Sägen, Prusten und andere Laute, die beim Schnarchen von sich gegeben werden, stören den Betroffenen selbst in der Regel gar nicht. Doch für denjenigen, welcher hellwach daneben liegt und nicht in den Schlaf findet, kann die Nacht zur Qual werden. Zu wenig Schlaf, daraus resultierende Müdigkeit und Reizbarkeit können zu einer echten Belastung für eine Beziehung werden. Doch was kann man dagegen tun?

Probleme ehrlich ansprechen und Einsicht fördern

Viele Menschen, die mit einem Schnarcher zusammenleben, kennen das Problem: Neben dem Schnarchen an sich, was schon belastend genug wäre, kann der andere die Belastung nicht nachvollziehen. Dies ist erstmal nicht verwunderlich, denn schnarchende Menschen hören sich selbst nicht im Schlaf und wissen am nächsten Morgen von nichts. Es kommt nicht selten vor, dass das eigene Schnarchen geleugnet oder heruntergespielt wird. Zur gestörten Nachtruhe gesellt sich dann noch das Problem, dass man sich nicht ernstgenommen fühlt und glaubt, die nächtliche Unruhe ertragen zu müssen. Diese Situation kann jedoch eine Beziehung auf Dauer vergiften. Schnarcher müssen erkennen, was nachts geschieht und wie sehr der andere darunter leidet. So manchem hat es schon die Augen und Ohren geöffnet, wenn der Partner nachts einmal die Geräuschkulisse aufgezeichnet hat. Viele können sich nicht vorstellen, dass sie selbst so laut schnarchen. Haben sie aber einmal eine solche Tonaufnahme gehört, können sie sich besser vorstellen, was es heißt, über Stunden und häufig jede Nacht wach zu liegen und dem zuhören zu müssen. Einsicht ist der erste Weg zur Besserung der Problematik – wer etwas gegen sein Schnarchen tun will, hat heutzutage zahlreiche Möglichkeiten.

Schnarchen im Alter

Wenn der Mensch älter wird, finden körperliche Umbauprozesse statt, die das Schnarchen begünstigen können. Zum einen wird das Gewebe weicher, was dazu führt, dass die Gewebespannung vor allem bei Frauen deutlich nachlässt. Zudem schlafen viele ältere Menschen aufgrund von orthopädischen Problemen eher auf dem Rücken. Genau diese Schlafhaltung verstärkt allerdings die Gefahr, dass die Zunge nachts zurückfällt und eine Mundatmung einsetzt. Zu berücksichtigen ist die Zunahme des Zungenvolumens im Alter. Während diese Zunge größer wird, entwickelt aber der Mundraum nicht gleichzeitig mehr Platz. Diese Enge und die Fehlpositionierung der Zunge im Schlaf können das Schnarchen verstärken. Ein entscheidender Aspekt ist auch Übergewicht, welches sich im Alter häufig einstellt. Jedes Kilo zu viel lagert sich unter anderem im Halsbereich ein und drückt dort gerade im Liegen nach hinten. Dies führt dazu, dass die ohnehin engen Wände des Atmungsschlauches noch leichter kollabieren und der Mensch zu schnarchen beginnt.

Möglichkeiten der modernen Medizin nutzen

Schnarchen, welches die Partnerschaft immens belastet, kann unterschiedliche Ursachen haben. Eine fundierte Ursachenforschung ist der erste Schritt, um das Problem nachhaltig anzugehen. So sollte beispielsweise eine potentiell gefährliche Schlafapnoe von einem Facharzt ausgeschlossen werden. Darüber hinaus können Schnarcher selbst einiges dafür tun, dem Partner nachts mehr Ruhe zu gönnen und sich selbst zu einem ruhigen Schlaf zu verhelfen. Manchmal reichen kleine Änderungen im Alltag. Reduktion von Übergewicht kann beispielsweise helfen, weniger zu schnarchen. Manche Ärzte sehen einen Zusammenhang zwischen schwerem Essen am Abend, welches innerlich auf die Atemwege drückt, um einem Schnarchproblem. Auch Alkohol am Abend kann zu einer verringerten Muskelspannung beitragen, die ihrerseits wieder das Schnarchen begünstigt. Zuletzt kann die bewusste Änderung der Schlafposition manchmal das Schnarchen erheblich reduzieren oder gar abstellen.

Wenn kleine Änderungen der Alltagsgewohnheiten nicht reichen, sollten die Möglichkeiten der Medizin in Anspruch genommen werden. Spezielle Nasenklammern können Schnarchen reduzieren, wenn sich die Ursache dafür im Bereich des Naseneingangs abspielt. Dauerhaft effizienter sind aber entsprechende operative Eingriffe durch einen HNO-Facharzt, der die Nase sanieren kann. Spezialisierte Zahnmediziner können einem Schnarcher eine Unterkieferprotrusionsschiene anpassen. Diese verlagert den Unterkiefer ein Stück weit nach vorne, verändert die Lage der Zunge und kann damit Schnarchen verhindern. Spezielle Lagerungskissen aus dem Fachhandel können die Lage des Kopfes verändern und zur Reduzierung des Schnarchens beitragen. Wichtig ist, dass starkes Schnarchen immer ärztlich abgeklärt wird und Betroffene sich alle Möglichkeiten der professionellen Hilfe darstellen lassen.

Getrennte Schlafzimmer als Lösung?

Nicht immer ist ein Partner sofort einsichtig, dass Schnarchen die Beziehung massiv belastet, und nicht immer lassen sich Änderungen durch medizinische Maßnahmen augenblicklich herbeiführen. Dann müssen Partner abwägen: Wie wichtig ist ihnen das gemeinsame Schlafzimmer? Eine dauerhaft gestörte Nachtruhe wiegt für die meisten Menschen schwer, sodass sich über kurz oder lang unweigerlich psychosoziale Belastungen einstellen. Nachts getrennt voneinander zu schlafen, löst zwar nicht das medizinische Problem des Schnarchens, kann aber dem betroffenen Partner seinen Schlaf zurückgeben und die Beziehung wieder stabilisieren. Wichtig ist hier, miteinander im Gespräch zu bleiben, damit niemand etwas unnötig gegen sich gerichtet glaubt. Niemand schnarcht mit Absicht, Schnarchen ist keinesfalls eine Böswilligkeit dem Partner gegenüber – die daraus resultierenden Belastungen können aber so gravierend sein, dass getrennte Betten die bessere Variante im Vergleich zu täglichem Streit sind.